Die Günzburger Krippenfreunde feiern ihr 100-jähriges Bestehen. Nach dem Tod des langjährigen Vorsitzenden Josef Lutz hat sich der Verein neu aufgestellt.
Eine Krippe durfte auch im Oktober zur Feier des 100-jährigen Vereinsjubiläums der Günzburger Krippenfreunde nicht fehlen. An ihre Seite stellten sich die Geehrten (von links) Helmut Gollmitzer, Günther Lanzinger, Erwin Gebauer, Hildegard Wörz, Erster Vorsitzender Maximilian Wolf, Alfred Mahler, Gisela Kunz, Norbert Frick, Elisabeth Lutz und Manfred Stocker.
Auf 100 Jahre Vereinsgeschichte können die Günzburger Krippenfreunde zurückblicken. „Eine ordentlich lange Zeit, in der sich Menschen mit gleichen Vorstellungen zusammenfinden, um den Brauch des Krippenbaus zu erhalten“, befand Vorsitzender Maximilian Wolf. Auf dem 20-jährigen Riedhauser ruhen die Hoffnungen des Vereins, dessen Mitglieder im Schnitt 75 Jahre alt sind. Am Wochenende wurde das Jubiläum groß gefeiert.
Wolf ist der jüngste Ortsvorsitzende im ältesten Krippenverein der bayerischen Krippenfreunde. Denn am 4. Februar 1917 mitten im Ersten Weltkrieg gründeten im Günzburger „Gasthaus zur Goldenen Traube“ begeisterte Krippler um Pfarrer Alois Burger aus Hochwang, der zum Obmann gewählt wurde, nicht nur den Ortsverein, sondern auch den Verein bayerischer Krippenfreunde, der heute 45 Ortsvereine zählt. Helmut Gollmitzer erzählte in der Jubiläumsfeier im Pfarrsaal von Sankt Martin den etwa 70 Gästen, darunter Stadtpfarrer Christoph Wasserrab, Bürgermeister Anton Gollmitzer, die Stadträte Stefan Baisch und Ferdinand Munk, aus der wechselvollen Geschichte des Ortsvereins: Von der großen Krippenausstellung zum Zehnjährigen in der Städtischen Schrannenhalle, vom Erscheinungsverbot der Mitgliederzeitschrift „Der Bayerische Krippenfreund“ im Jahr 1939 unter der Nazi-Herrschaft, vom Wiederbeginn 1947, von der Großkrippe des langjährigen Vorsitzenden Wilhelm Müller in den Räumen über seiner Werkstatt am Pfarrhofplatz, von Vereins- und Kirchenkrippen. Landestagungen und Krippenschauen gab es in Jubiläumsjahren 1992 und 2007.
Sogar das Buchprojekt war in Gefahr
Auch zum 100-jährigen Bestehen sollten die bayerischen Krippler an den Geburtsort von Verband und Ortsverein kommen, doch der plötzliche Tod des Vorsitzenden Josef Lutz im November 2016 auf der Landestagung in Fulda setzte eine Zäsur. Lutz war 25 Jahre im Amt gewesen. „Sein Tod hat den Verein tief getroffen und ihn zeitweilig in eine Krise gestürzt“, sagte Helmut Gollmitzer. Sogar das Buchprojekt „Günzburger Krippen“, dem sich Autor Heribert Schretzenmayr in den vergangenen drei Jahren widmete, schien in Gefahr. Am Ende ging alles gut. Im Juni 2017 wurde mit Maximilian Wolf einstimmig ein junger Erster Vorsitzender gewählt, und für die Organisation der Landestagung mit Krippenausstellung Ende November sprang der Ortsverein Ichenhausen ein. Für das Krippenbuch fanden sich genügend private und öffentliche Geldgeber.
Heribert Schretzenmayr setzte viele Krippen aus dem schwäbischen Krippenparadies zwischen Biber und Zusam gekonnt in Szene, gliederte nach Machart, Schnitzer und Sammler. Möglichst viele wollte Josef Lutz im Buch haben, dieses Vermächtnis setzte Schretzenmayr gerne auf 150 Seiten um. „Das Volk liebte seit der Barockzeit seine Krippen und gab ihnen auch während der Säkularisation Heimrecht in Bürger- und Bauernstuben. Viele Laien griffen zum Schnitzmesser und entwickelten sich vom Autodidakt zum anerkannten Künstler. Der Siegeszug der kleinen holzgeschnitzten Figuren begann“, führte Schretzenmayr aus.
Den tieferen Sinn von Weihnachten spüren
Auch heute sieht Schretzenmayr Bedarf, sich gegen eine Säkularisierung der Gesellschaft zu wehren, der Tendenz Weihnachten dem Profit zu opfern. Krippen machten das Lukasevangelium der Geburt Christi gegenwärtig, anschaubar und erlebbar, Krippler erspürten beim Aufbau dieses liebenswerte Zeugnis von Christi Geburt den tieferen Sinn von Weihnachten.
Heimelige Stubenmusik von Kathi Fink an der Zither und Helmut Gollmitzer an der Gitarre umrahmte auch die Mitgliederehrung. Seit 25 Jahren dabei sind Elisabeth Baumann, Helmuth Brenner, Norbert Frick, Erwin Gebauer, Walter Grabert, Gisela Kunz, Günther Lanzinger, Johanna Ritter und 40 Jahre Helmut Gollmitzer, Franz-Peter Hübner, Alfred Mahler, Josef Motzer, Manfred Stocker und Hildegard Wörz. Ehefrau Elisabeth Lutz nahm die Urkunde für 40 Jahre Mitgliedschaft von Josef Lutz entgegen. Außerdem wurde Josef Lutz posthum zum Ehrenvorsitzenden und Ehrenmitglied ernannt.
In bewegenden Worten wünschte Elisabeth Lutz dem Verein eine erfolgreiche und harmonische Zukunft. Zeit für Gespräche gab es bei Kaffee und Kuchen, ehe die 70 Gäste zur Heiligen Messe für die verstorbenen Mitglieder hinüber in die Pfarrkirche St. Martin gingen.
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